Rhodos
Der prognostizierte Höllensommer war stellenweise tatsächlich die Hölle. Regnerisch, trüb, kühl. Wenn dann das Fernweh anklopft, sehnt man sich nach etwas Wärme. Wo ist es Ende September normalerweise noch kuschelig warm, schön und gleichzeitig leistbar? In Griechenland! Relativ kurz entschlossen via TUI gebucht und am 23.09.2025 in Nürnberg abgehoben. Am Abend pünktlich am Diagoras-Airport auf Rhodos gelandet. Reibungslos raus aus dem Flieger, Koffer geschnappt, ab zu Sixt. Trotz eines Fehlers im Lesegerät für den Führerschein klappte alles dank der absolut netten Sixt-Mitarbeiterin Anna tiptop. Am Ende heimsten wir noch ein paar Tipps zum Essen ein und los ging es mit unserem schnuckeligen Fiat Panda Cross (der übrigens locker im Kofferraum unsere beiden Koffer wegschluckte). Bevor es Richtung Hotel ging statten wir noch kurz dem AB Supermarkt einen Besuch ab um ein wenig flüssiges Proviant einzukaufen.
Das Fresh-Hotel erreichten wir gegen 21:30 Uhr, dank 24-h-Rezeption kein Problem, der nette Mitarbeiter erwartete uns bereits. Die Frage nach einem Abendessen war rasch beantwortet: Die Hotelküche macht das locker. Und das was die machte, war so richtig lecker. Dann ab ins kleine, aber sehr feine (und 2023 frisch renovierte Zimmer). Alles war prima. Ausgenommen der Wasserhahn im Bad: Dazu brauchte man ordentlich Muskelkraft, was der Hahn mit abenteuerlichen Geräuschen quittierte. Wenn wir dann noch das ein wenig eintönige Frühstück erwähnen, wars das auch schon mit der Kritik. Besonders hervorzuheben war der Zimmerservice. Absolut top. Jeden Tag alles blitzblank sauber.
Unseren ersten Tag begannen wir mit einem Besuch von Rhodos Stadt. Nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt gibt es einen kostenfreien Parkplatz, perfekt. Wir gehen davon aus, dass die Stadt in Ihrer Bausubstanz atemberaubend aussieht. An einigen wenigen Stellen konnten wir sogar einen Blick erhaschen. Ansonsten war alles mit touristischen Ramschläden und Lokalen und deren überbordenden Auslagen zugestellt und zugehängt. Irgendwie schade. Ein rechter Charme wollte dadurch nicht aufkommen. Trotzdem versuchten wir, die verbliebenen kleinen Gassen zu finden und zu durchstreifen. Die nicht vom Tourismus überrannten Gassen erschienen uns dennoch eher schmuddelig und lieblos. Ein Abendessen in diesem Touristen-Moloch kam für uns nicht in Frage. Und so fanden wir uns abends in dem quirligen Ort Afandou wieder, wo in einer Seitengasse die Taverne “To Kanati” authentische hausgemachte griechische Küche anbietet. Sehr lecker!
Am 25.09.2025 wollten wir weit weg vom Massentourismus sein. Und machten uns auf nach Embonas. Von dort aus startete unsere Wanderung hinauf zum Attaviros, dem höchsten Berg der Insel. Durch Weinberge, über eine Leiter und dann weglos steil bergauf. Oben konnten wir einen atemberaubenden Rundumblick genießen. Wir gönnten uns in den Ruinen des früheren Zeus-Tempels einige Kekse zur Stärkung und setzten unsere Runde mit dem Abstieg fort. Auch hier wieder weglos und extrem steil abwärts. Der geröllige Untergrund machte die Wanderung zu einer echten Herausforderung, immerhin waren 750 Höhenmeter hinauf und wieder hinunter zu bewältigen. Ein richtiges Abenteuer. Wieder in den Weinbergen stibitzten wir uns einige Trauben: Was für eine willkommene Erfrischung. So erfrischt fuhren wir noch die wenigen Kilometer bis zur früheren Festung Kritinia, die hoch über dem Meer thront. Zu Abend landeten wir in der Taverne “Maroullakis” in Embonas und ließen uns das Essen dort schmecken.
Nach der Anstrengung des Vortags ließen wir den heutigen ruhiger angehen. Unser Weg führte uns zu den Quellen von Kallithea. Eine wunderschöne Anlage, die auch die Möglichkeit eines Strandbesuchs bietet. Der war bei uns aber nicht geplant. Vielmehr ging es antik weiter. Die Stadt Kamiros hatte viel zu entdecken und zudem einen schattigen Garten mit Snacks. Mit frischer Kraft statten wir dem Kloster Tsambikos noch einen Besuch ab, bevor wir hinunter zum gleichnamigen Strand fuhren. Nicht wirklich für einen Strandbesuch ausgestattet krempelten wir die Hosenbeine hoch, nahmen die Schuhe in die Hand und ließen das fast badewannenwarme Wasser um unsere Füße im feinen Sand spielen. Ein schöner Spaziergang in der Abendsonne. Da der Ort Afandou auf dem Rückweg lag, kehrten wir nochmals im leckeren und gemütlichen “To Kanati” ein.
Das sagenhafte weiße Dorf Lindos mit seiner imposanten Akropolis war unser nächstes Ziel. Vom Parkplatz (zu 7 EUR Tagesgebühr) starteten wir sogleich in die Seitengassen abseits der Touristenwege. Ja, auch in Lindos gibt es zahlreiche Ramschläden und Touristenlokale. Aber gottseidank noch nicht so schlimm wie in Rhodos-Stadt. Und so konnten wir dem kleinen weißen Ort tatsächlich viel abgewinnen. Hier war durchaus noch Charme zu spüren. Hier waren auch die Gassen abseits des Tourimus einladend. Grundsätzlich wollten wir auf den Besuch der Akropolis (wegen des stolzen Preises von 20 EUR p. P.) verzichten. Da am Eingang jedoch die nächstgelegene Toilette lag, stiegen wir bis dorthin auf. Wo eine Überraschung auf uns wartete: Der Eintritt ist heute gratis! Wir bekamen ein 0-EUR-Ticket in die Hand gedrückt, mit dem wir die Einlassposten passieren konnten. Was für ein Glück – denn die Akropolis von Lindos ist überaus sehenswert. Sehr gut erhalten bzw. restauriert und mit traumhaften Ausblicken auf Stadt und Meer. Einfach toll. Da die Wanderung noch ein wenig in den Knochen steckte, gab es heute keinen weiteren Programmpunkt für uns und wir fuhren zurück ins Hotel um ein wenig Erholung zu finden. Aufgrund der guten Erfahrungen des Ankunftstags blieben wir sogar zum Abendessen auf der einladenden Hotelterrasse und wurden auch diesmal nicht enttäuscht.
Für den heutigen 28.09.2025 hatten wir wieder einiges in unseren Köpfen. Los ging es bei den Epta Piges. An diesen sieben Quellen folgt man dem Weg des Wassers durch einen ca. 160 m langen schmalen Tunnel bis zu einem Wasserreservoir. Was für ein herrliches Erlebnis! Das kühle Wasser tat unseren Füßen richtig gut. Ein unglaubliches Gefühl der Frische hielt beinahe den ganzen Tag an. Auf unserem weiteren Weg stoppten wir im Dorf Eleousa. Bis vor einigen Jahren noch ein Geisterdorf, stehen heute nur noch wenige Gebäude aus der Zeit der italienischen Herrschaft leer. Wir streiften durch diese Lost Places rund um den Dorfplatz und konnten uns gut vorstellen, was diese alten Gemäuer bereits alles erlebt haben. Verlassene Orte sollten uns auch im weiteren Verlauf des Tages rund um den Berg Profitis Ilias begleiten. Während das Hotel “Elafos” wieder in neuem Glanz erstrahlt, ist die Schwester “Elafina” nebenan ein Wrack. Und zumindest innen noch nicht einmal fotografisch interessant. Ganz anders ist dies bei der unweit zu findenden “Villa de Vecchi”, die der italienische Gouverneur der Insel Anfang der 1930 jahre erbauen ließ. Zur angedachten Nutzung als Sommerresidenz von Mussolini kam es nie, er war auch niemals dort. Was für ein prachtvolles Gebäude dies einmal gewesen sein muss, konnten wir uns noch lebhaft vorstellen. Die Lage einfach gigantisch. Sehr schade, dass dieses Gebäude dem Verfall preisgegeben wurde. Zum Abschluss des Tages streiften wir noch durch die nahe Ortschaft Embonas um dort schließlich in der Taverne “Embonas View” einzukehren. Ein fulminanter Blick ins Tal begleitet dort das Essen. Die servierten Mezes schmeckten ausgezeichnet und wir schlemmten uns in die Nacht.
Etwas über anderthalb Stunden ist man von unserem Hotel bis in den Süden der Insel unterwegs. Das stand heute auf unserem Programm. Und hoppla: Das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Aber der Reihe nach. Auf dem Weg liegt nahe Kattavia die alte Seidenfabrik, auch diese stammt aus der italienischen Zeit von Rhodos. Am Ende fungierte sie als Straflager der deutschen Wehrmacht. Dem stark verfallenen Gebäude mit seiner bewegten Vergangenheit statten wir einen Besuch ab. Währenddessen spielte das Wetter mit. Schließlich landeten wir in Prasonisi, dem Mekka der Wind- und Kite-Surfer auf Rhodos. Uns hat der Ort (sowie der gesamte Süden) nicht besonders angesprochen. Wir machten daher alsbald kehrt und wollten uns den beiden “vergessenen” Dörfern Lachania und Mesanagros zuwenden. Dies wurde leider durch das Wetter zunichte gemacht: Starker Wind und heftige Regenfälle veranlassten uns, den Rückweg anzutreten und den Nachmittag zur Erholung und zum Postkarten schreiben im Hotel zu nutzen. Wie rettet man einen etwas verkorksten Tag? Indem man nochmal in die tolle “Embonas View”-Taverne fährt. Pfeif auf die Stunde Anfahrt, wir machen das. Bitter, wenn man dann vor unerwartet verschlossener Tür steht. Auch unser “Plan B” im Ort hatte geschlossen. Also griffen wir zu “Plan C” und fanden uns erneut in der Taverne “Maroullakis”.
Die Erkenntnis am heutigen 30.09.2025: So ein Urlaub geht viel zu schnell vorbei. Heute ist schon der letzte Tag vor dem Heimflug. Vom Regenwetter war schon am späten Nachmittag des Vortags nichts mehr zu merken. Und so bahnten wir uns heute den Weg ins Tal der Schmetterlinge. Die eigentlich Motten sind. Und Ende September natürlich nur noch spärlich vorhanden sind. Das spielte aber keine Rolle, denn dieses Tal an sich ist einen Besuch wert. Einfach nur schön. Und bietet außerdem noch Krabben, Eidechsen, Libellen usw. zum bestaunen an. Wir genossen unseren Aufenthalt jede Minute. Ein wenig Kultur sollte unsere Reise abrunden, und so besichtigten wir noch die weitläufige Anlage des Klosters Filimeros. Da uns die Gegend rund um Filimeros bereits bei der Anfahrt gut gefiel und uns eine der Tavernen entlang der Straße anlachte, entschlossen wir kurzerhand, heute etwas früher zu Abend zu essen. Dank Google fanden wir die Taverne rasch wieder und steuerten sie an. Ein goldrichtiger Entschluss. Unser Abschluss-Abendessen war noch einmal ein kulinarischer Genuss. Der Tisch reichte für die bestellten Mezes gerade so aus. Einfach köstlich. Anschließend erreichten wir in nicht einmal einer halben Stunde unser Hotel und konnten stressfrei die Koffer packen.
Für unseren Abflugtag, den 01.10.2025, war ein landesweiter Generalstreik in Griechenland geplant. Am Ende hatten wir Glück, die Fluglotsen durften sich nicht am Streik beteiligen. Wir hatten noch ausreichend Zeit für ein kurzes Frühstück. Der Check-Out ging flugs und die Fahrt zum Flughafen dauerte incl. Tankstopp kaum eine halbe Stunde. Die Rückgabe unseres vierrädrigen Pandas, der uns sehr viel Freude bereitete (okay, bei starken Steigungen nicht immer…), war eine Sache von Minuten. Als wir die Abflughalle betraten, hatte der Check-In bereits geöffnet und unser Heimflug startete fast planmäßig.
Fazit: Rhodos ist beinahe schon touristisch übererschlossen. Der Charme Griechenlands, den ich auf Kreta oder auf dem Festland verspürt habe, hat sich hier nicht eingestellt. Für mich muss es daher kein zweites Mal geben. Da gibt es andere Gegenden Griechenlands, die ich gerne noch besuchen möchte.
Meine Bilder gibt es wie gewohnt bei Flickr zu sehen. Hier geht es direkt zum Album “Rhodos”.