Eine Tour zur Zugspitze, über Österreich weiter nach Italien und dort bis zur Amalfiküste hatten wir geplant. Dann kam der große Wetterumbruch über Europa und hat zumindest den Teil in den Alpen und Norditalien umgeworfen.

Kurzerhand haben wir uns umentschieden und sind nach Kreta geflogen. Eine goldrichtige Entscheidung. An einem Abend hatten wir Regen und hin und wieder einen etwas wolkigeren bis bedeckten Himmel. Aber immer herrliche Temperaturen über 25 Grad, nicht selten haben wir die 30-Grad-Marke gekratzt und im Süden der Insel sogar deutlich überschritten. Aber der Reihe nach.

Wir entschieden uns für ein kleines Hotel abseits des Trubels in Sfakaki, rund 9 km von Rethymnon entfernt. Wegen des wirklich tollen Wetters mieteten wir uns ein Cabrio. Und auch wenn die Überlandstraßen überwiegend gut ausgebaut sind (freilich, wir hatten auch Schotterpisten), so geht es in den Orten doch recht eng zu. Da war der kleine Fiat 500C der perfekte Begleiter.

Wir entschieden uns für einen Mix aus Wandern und Erkunden und Erholung. Ja, das klappte super. Wir hatten eine geile Zeit. Das Hotel gönnte uns noch ein Zimmerupgrade, was will man mehr.

Einen ganzen Sack voll wertvoller Informationen bekamen wir von dem netten jungen Mann, der unser Auto zum Hotel brachte.

Mehrere Wanderungen führten uns durch gigantische Schluchten, über zerklüftete Berge und Felsen, durch kleine Wälder und an einsame Strände. Grundsätzlich ist Kreta gut wanderbar. Anfängern empfehle ich es jedoch nicht. Wer hier Markierungen wie in Österreich und Südtirol sucht, wird bitter enttäuscht. Lediglich sporadisch findet man Markierungen. Ein echtes Wanderwegenetz existiert nicht. Fast immer geht es kurze oder lange Strecken quer durch die Landschaft. Da diese von dornigem Gebüsch geprägt ist, hat man alsbald blutige Beine (selbst bei langen Wanderhosen).

Der Lohn sind unbeschreibliche Ausblicke, Einblicke, Erlebnisse und Begegnungen. Vom Anblick der wildlebenden Geier an ihren Brutplätzen und darüber am Himmel kreisend wollten wir uns gar nicht lösen. Ein gutes Dutzend Paare waren es allein an dieser Stelle. Unzählige mehr hatten sich um ein totes Schaf versammelt: Manche bereits am Boden, die Masse aber noch in der Luft.

Eine Tropfsteinhöhle besuchen, die nicht für Touristen erschlossen wurde? Bitte, gern. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus, bizarre Felsformationen und uns um die Ohren fliegende Fledermäuse begrüßten uns.

Atemberaubende weglose Schluchten waren unsere Pfade, stellenweise vlt. einen Meter breit. Wir erreichten Strände, an denen außer uns kaum weitere Menschen anzutreffen waren. Und wir mussten im Süden der Insel tatsächlich eine Tour abbrechen. Bei rund 37 Grad und schattenlosen Wegen waren unsere Getränkevorräte bereits bei halber Tour nahezu erschöpft und wir hätten noch einige Höhenmeter vor uns gehabt.

Verlassene Gebäude begegneten uns immer wieder, ebenso Kirchen und Klöster. Besonders im Gedächtnis wird uns das Vossakos-Kloster bleiben, wo uns ein dort arbeitender Mann mit kaum vorhandenen Englisch-Kenntnissen einlud und uns Kekse, Süßigkeiten, Weintrauben und Wasser auftischte. Diese beispiellose Gastfreundschaft begegnete uns noch an zahlreichen anderen Stellen auf der Insel in den unterschiedlichsten Formen.

Das Thema Wanderungen möchte ich mit der berühmten Samaria-Schlucht beenden. Ohne Zweifel ist die Schlucht spektakulär und sehenswert. Die Landschaft einfach beeindruckend. Und trotzdem kann das nicht über den dort herrschenden Übertourismus hinwegtäuschen. Man ist keine zwanzig Sekunden allein. Man hört kein Zwitschern der Vögel, kein Rauschen der Blätter und Zweige, kein Plätschern des Wassers. Wir würden diese Tour niemandem weiterempfehlen, der die Natur intensiv erleben möchte.

Neben der Natur schlenderten wir auch durch Städte und Dörfer. Rethymnon, Chania und Agios Nikolaos waren die größten davon. Insbesondere die beiden ersten sind absolut einen Besuch wert. Während Rethymnon eher ein Gewirr kleiner Gassen aufbietet, zeigt sich Chania großzügiger angelegt und verheimlicht seine venezianische Geschichte nicht. Aber auch hier findet man kleine Gassen. Als letzter im Bunde hat Agios Nikolaos wieder ein anderes Flair, konnte uns aber nicht so überzeugen wie die anderen Orte.

Neben den Städten landeten wir mal absichtlich, mal zufällig in zahllosen Dörfern. Lentas, Matala, Melidoni, Margarites, Arkadi, Apostoli, Argiroupoli, Georggioupoli, Kournas, Spili. Diese Aufzählung soll nur ein kleiner Ausschnitt sein.

Wann immer es möglich war, stoppten wir einfach unterwegs in einem der Dörfer zum Abendessen. Insbesondere wenn kein deutsch/englisch gesprochen wurde und/oder es keine Speisekarte gab konnte man sicher sein: Das wird ein Festessen. Lamm in Weißwein, Lamm vom Grill (Antikristo), Lamm-Souvlaki, Souvlaki, Bifteki, Moussaka, Octopus, Meerbrasse, Kalamarakia, gefüllte Zucchiniblüten, Oliven, Röstbrot. Selten haben wir so köstlich gespeist. Der größte Reinfall war dann tatsächlich an einem Abend unweit des Hotels. Der Grillteller entpuppte sich als Restesammlung minderer Qualität. Wie sehr 4,7 Punkte bei Google doch täuschen können.

Zwischendurch fanden wir natürlich immer wieder Zeit für ein leckeres Getränk oder für entspannte Stunden an Pool und Strand.

Ruckzuck waren 14 Tage vorbei und es ging zurück. Unterwegs waren wir übrigens mit „5 vor Flug“, einer Gesellschaft der FTI-Gruppe. Alles, was in deren Händen lag, lief reibungslos (auch die Buchung des Mietwagens über die Agentur vor Ort).

In der Flickr-Galerie finden sich naturgemäß einige mehr Bilder als gewohnt, schaut rein!